27. Oktober 2023 | Moritz Diethelm
(EFAHRER.com)Das ist die Livewire One.
Mit der Livewire hat Harley-Davidson vor wenigen Jahren die Motorradwelt auf den Kopf gestellt. Mittlerweile ist Livewire eine eigene Marke und das revolutionäre Elektromotorrad grundlegend überarbeitet. EFAHRER.com hat die Livewire One getestet und zeigt ihre einzigartigen Stärken und nervigen Schwächen.
Fazit: Eine wie keine
Die Livewire One ist ein einzigartiges Gerät. Kein anderes Elektromotorrad ist derart ausgereift in Sachen Handling, Verarbeitung, Leistung, Reichweite und Ladepower. Trotz dieser Alleinstellung ist die Livewire nicht frei von Schwächen. Die Smartfunktionen, das schwere Gewicht, der hohe Preis, die Ergonomie und stellenweise sogar das Material.
Besser machen soll das die Nachfolgerin Livewire S2 Del Mar. Die stehts schon in den Startlöchern.
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Für wen ist die Livewire One das richtige Motorrad?
Zielgruppe ist wohl die größte Schwäche der Livewire. Ihr Preis liegt auf dem eines Verbrenner-Neuwagens und ist damit so teuer, dass sie sich an Sehrgutverdiener mit Motorradführerschein und eigener Lademöglichkeit richtet, die obendrein noch ein Öko-Gewissen haben – eine seltene Kombination.
Bleiben hartgesottene Harley-Sammler und Elektro-Motorradfahrer und Technik-Freaks. Und davon scheint es nicht zu wenige zu geben. Die Verkäufe der Livewire One liefen zwar schleppend, doch die erste Auflage der günstigeren Nachfolgerin S2 Del Mar war in 18 Minuten ausverkauft.
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Vor- und Nachteile der Livewire One
- Vorteile
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Messwerte
Praxis-Reichweite Autobahn -Alltag | 100 km – 180 km |
Testverbrauch Autobahn - Alltag | 15 kWh/100 km - 8,5 kWh/100 km |
Max. Ladehub AC | 15 kWh |
DC-Schnellladen 10-80 % | 44 Minuten |
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Das macht die Livewire so einzigartig
Die Livewire ist mit 250 Kilo schwer. Sie trägt ihr Gewicht in der Motorradmitte. Deshalb fährt sie wie kaum ein anderes Motorrad: Auch auf schlechten Straßen ist sie kaum aus der Ruhe zu bringen und hält stoisch die Linie. Gleichzeitig lenkt sie auch sehr einfach ein und fühlt sich in Kurven handlich an. Nur beim Rangieren spürt man das schwere Gewicht.
Das Fahrwerk ist der Livewire ist superstraff. Vor allem im Stadtverkehr nervt das, weil das Motorrad über Kanaldeckel und andere Unebenheiten sehr hölzern drüber holpert. Das Ladekabel unterm Sitz rattelt dann so richtig. Das fühlt sich genauso wenig nach Premium an wie der Tank aus Hartplastik.
Die harleytypischen Blinker bereiteten den EFAHRER.com-Testfahrern Schwierigkeiten. Statt eines verschiebbaren Reglers am linken Teil des Lenkers gibt es auf jeder Seite eine eigene Blinkerwippe.
Zwar hat die Livewire automatische Blinker-Rückstellung, doch schlägt die mal nicht an, ist der aktivierte Blinker kaum zu sehen und zu hören. Die grünen blinkenden Pfeile im Armaturendisplay sind bei direkter Sonneneinstrahlung schlecht zu erkennen. Bei einem bestimmten Einfallswinkel der Sonne spiegelt sich diese in den Blinkern und blenden den Fahrer.
Wenn man im Sportmodus in einem Kreisverkehr fährt und versucht mit dem rechten Daumen den Blinker zu betätigen und dabei das Gas etwas zumacht, dann ist der Effekt erschreckend. Dann schlägt die starke Rekuperation gnadenlos zu.
Der Gashahn hat eigentlich einen gewissen Negativ-Weg: Man kann ihn nach vorne drehen. Das wäre eigentlich die richtige Bedienung für die Rekuperation. In unserem Test ließ die sich aber nicht durch Nachvornedrehen des Gasgriffs aktivieren.
Leistung
Schon im Standard-Modus ist die Beschleunigung absolut übertrieben. So viel Power braucht man im Straßenverkehr höchstens für Überholmanöver auf der Autobahn. Schneller als 130 möchten ohne Verkleidung allerdings nur die wenigsten fahren.
Der Sportmodus zeigt dann, was das Drehmoment bei mittleren Geschwindigkeiten bedeutet. Er lässt beim Beschleunigen etwas Schlupf zu, hebt das Vorderrad knapp vom Boden. Livewire-Fans ziehen mit der schweren One sogar Wheelies. Die Traktionskontrolle ist einfach abzuschalten, deaktivieren sollten sie allerdings nur wirklich versierte Fahrer auf der Rennstrecke.
Reichweite & Laden
Die Livewire lädt am Schnellader in unter einer Dreiviertelstunde wieder auf. Trotz der Alltagsreichweite von unter 200 Kilometern ist sie damit absolut tourentauglich.
Beim langsamen Laden kann die Livewire zickig sein. Von den 22 kw, die an öffentlichen Ladestationen bereitstehen, nutz die Livewire nicht einmal ein Zehntel und lädt genauso langsam wie an der Steckdose. Rund acht Stunden vergehen für die komplette Vollladung.
Bei Ladekabeln ist die Livewire obendrein zickig. Der Test mit dem Tesla-Schuko-Ladegerät ging in die Hose. Das Ladegerät hat dabei die ganze Zeit Stromfluss signalisiert. Trotzdem sind über Nacht aus 18 Prozent nur 26 Prozent geworden. Schlecht: Wenn das Display beim Laden mal ausgegangen ist, dann zeigt sie den Fortschritt nur mehr per Ladebalken an am Displayrand an.
Also nur noch Schnelladen? Mitnichten. Harley-Händler empfehlen, nur ausnahmsweise schnell zu laden. Wer zu oft schnell lädt, den verpetzt das Motorrad womöglich beim Händler. Dann könnte die Garantie auf den Akku erlöschen.
Smartfunktionen
In Foren berichten frustrierte Livewire-Fahrer von etlichen Problemen mit der Livewire-App. Drei erfahrene Technikredakteure scheiterten an der Kopplung des Geräts. Die Lade-Überwachung und Navigation vermissten die EFAHRER.com-Tester folglich schmerzlich.
Hier muss Harley nachlegen. Prinzipiell sollte das mit Over-The-Air-Updates aber kein Problem sein. Das kann die Harley nämlich.
Preis
Billige Mobilitätslösungen waren neue Harleys noch nie. Da macht auch die Livewire keine Ausnahme. 25.000 Euro kostet eine Livewire One. Wer die Livewire konsequent im Sportmodus und unter Ausnutzung der Leistung fährt, sollte obendrein ordentlich Geld für Reifen zurücklegen.